AWO-Blog

Zwischen Sozialarbeit und Stadtrat – Engagement mit Haltung

Victor Rother engagiert sich – beruflich wie politisch – mit Haltung, Herz und klarer Kante.

Seit über zehn Jahren arbeitet er in der Tagesstätte Brücke in Weißenburg, wo sein Weg einst mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr begann. Neben seiner Tätigkeit als Heilerziehungspfleger bringt er sich leidenschaftlich in die Kommunalpolitik ein, setzt sich gegen rechte Strömungen ein und kämpft für eine solidarische, offene Gesellschaft. Wie er Beruf, Ehrenamt und politische Überzeugung miteinander verbindet – und welche Herausforderungen das mit sich bringt –, erzählt er in diesem Beitrag.

Politisches Engagement und Werte

Seit vielen Jahren wirke ich als einer der Sprecher des „Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen“. Auf meine Initiative hin trat auch der AWO-Kreisverband vor einigen Jahren diesem Bündnis bei. Darüber hinaus bin ich Co-Vorsitzender des Bund Naturschutz in Weißenburg und übe seit 2020 das Mandat eines Mitglieds im Weißenburger Stadtrat aus – und das bereits seit geraumer Zeit als partei- und fraktionsloser Vertreter. Die Leitwerte der AWO – Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz – bilden seit jeher meinen politischen Kompass und prägen sowohl mein Denken als auch mein Handeln. Auch weil ich mich mit diesen Werten so gut identifizieren kann, passt die AWO als Arbeitgeberin sehr gut zu mir.

Herausforderungen und Risiken in der Kommunalpolitik

Die aktive Mitwirkung in der (kommunalen) Politik ist heutzutage durchaus mit besonderen Risiken und Herausforderungen verbunden. Politikerinnen und Politiker, auch auf lokaler Ebene, sind heute häufig nicht mehr nur mit sachlichen Diskussionen konfrontiert, sondern müssen sich auch persönlich abfällige Kommentaren, Schmähungen und teils sogar physisch oder psychisch bedrohlichen Angriffen stellen. Insbesondere in Sozialen Netzwerken verlieren Debatten oftmals ihre sachliche Ebene, und unreflektierte Meinungsäußerungen weichen persönlichen Angriffen. Dabei lebt unsere Demokratie davon, dass Menschen sich engagieren und auch ehrenamtlich in die Politik einbringen. Die aktuellen Entwicklungen sorgen aber dafür, dass immer mehr Menschen nicht mehr bereit sind Verantwortung zu übernehmen, ihre Meinung aus Angst vor negativen Konsequenzen nicht mehr frei äußern oder sich aus der Politik zurückziehen. Das halte ich für eine gefährliche Entwicklung, von der insbesondere extrem rechte Kräfte profitieren.

Bereichernde und schwierige Aspekte

Was mich an der Kommunalpolitik besonders fasziniert, ist die Vielfalt der Themen, in die man sich stets neu einarbeiten muss, um fundiert Stellung beziehen zu können. Diese kontinuierliche Auseinandersetzung mit neuen Fragestellungen – ein Prozess, in dem auch eigene Überzeugungen immer wieder hinterfragt werden müssen – empfinde ich als besonders spannungsgeladen, bereichernd, aber auch bisweilen anstrengend. 

Vereinbarkeit von Engagement und beruflichem Alltag

Wer sich über viele Jahre hinweg ehrenamtlich in unterschiedlichen Bereichen engagiert, weiß, wie wichtig ein ausgewogener Ausgleich und klare Grenzen sind. Mein beruflicher Alltag ist bereits von intensiven menschlichen Interaktionen geprägt. Daher empfinde ich Sitzungen und Termine – bei denen oft jedes Wort wohlüberlegt sein muss – zuweilen als anstrengend. Meine Erholung finde ich in der freien Natur und im Garten, wo mir das „Wühlen in die Erde“ eine willkommene Erdung bietet.

Verbindung von politischer Arbeit und Beruf

Der tägliche Kontakt mit Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind und oft nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, liefert mir immer wieder auch wertvolle Impulse. Diese unmittelbaren Erfahrungen bereichern meine konkrete politische Arbeit vor Ort. Gleichzeitig profitieren unsere TS-Besucher davon, stets über aktuelle Entwicklungen in der Stadt informiert zu sein. So entsteht ein wertvoller Austausch, der alle Seiten stärkt.